Bestimmung der Leistungsfähigkeit des Kopfbahnhofs

... für den bestehenden Kopfbahnhof Stuttgart

Die Deutsche Bahn AG will den geplanten Tiefbahnhof »Stuttgart 21« (S21) mit der Behauptung schmackhaft machen, er leiste 30% mehr als der bestehende Kopfbahnhof. Dabei geht sie von einer maximalen Kapazität des Kopfbahnhofs von 37 Zügen pro Stunde aus und legt noch nicht einmal die noch höhere Zahl der nach heutigem Fahrplan in der Hauptverkehrszeit tatsächlich gefahrenen Züge zugrunde.

Sie weigert sich zudem, wie für S21 auch für den bestehenden Kopfbahnhof die tatsächliche Leistungsfähigkeit durch einen »Stresstest« zu ermitteln. Nur das wäre aber eine sachgerechte Grundlage für einen Vergleich!

In der Zwischenzeit haben wir Spenden gesammelt, ein Gutachten bei der VIEREGG & RÖSSLER GmbH in Auftrag gegeben und dieses Gutachten dann dem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur zur Prüfung übergeben. Von dort wurde das Gutachten der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) zur Prüfung vorgelegt. Parallel wurde von uns der Partner der Verkehrsberatung Südwest, Dr. Felix Berschin, um Prüfung des Gutachtens gebeten.

Alle Prüfer bestätigen, dass der Kopfbahnhof zusammen mit seinen Zulaufgleisen in der Lage ist, 50 ankommende Züge in der Spitzenstunde abzufertigen. Bei den von Vieregg & Rößler ermittelten 56 Zügen/Stunde müssen Modifikationen in der Signaltechnik vorgenommen werden, wie sie auf der S-Bahn-Stammstrecke üblich sind (*).

Untersuchungsbericht des NVBW vom 21.11.2011.

Im Vergleich dazu fertigt der geplante S21-Tiefbahnhof bei guter Betriebsqualität gerade mal 35-38 Züge/Stunde und nicht die behaupteten 49 Züge/Stunde ab.


Stresstestuntersuchung auf wikireal.

Dieses Ergebnis mit der von ministerieller Seite aus anerkannten Leistung des Kopfbahnhofs ist ein schöner Erfolg.

Bei der Formulierung der rechtlichen Konsequenzen sind weitestgehend die Juristen gefragt. Für uns bleibt in diesem Projekt nur noch die technische Beratung des juristischen Vorgehens. An dieser Stelle wollen wir uns ausdrücklich für die große Spendenbereitschaft bedanken, die es uns ermöglichte, das Projekt durchzuführen.


Presseerklärung der Ingenieure22 vom 22.11.2011.


Presseerklärung des MVI vom 22.11.2011.

In seiner Presseerklärung legt das Ministerium der Bahn nahe, endlich einen Stresstest für den Kopfbahnhof durchzuführen, was aber, wie erwartet, von der Bahn ignoriert wird. Statt dessen werden lieber unumkehrbare Fakten geschaffen, wie der geplante Abriss des Südflügels des Kopfbahnhofs und das Schleifen der Bäume im Schlossgarten in den ersten Wochen des Jahres 2012, eine unerträgliche Provokation angesichts der Tatsache, dass mit dem Beweis der geringeren Leistungsfähigkeit des geplanten Tiefbahnhofs dem Projekt Stuttgart 21 die Geschäftsgrundlage entfallen und es immer noch nicht vollständig planfestgestellt ist.

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 (*) Der Aufwand, die 56 zu realisieren, ist nach unserer Meinung (F. Berschin, R. Morlock, Vieregg und Rössler) minimal (~einige Millionen Euro). Es muss noch nicht einmal LZB sein, es geht auch mit PZB, abgestimmten Signalabständen und 500 Hz-Magneten.